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Kryptonit

16. September, 2022 um 19:29 Uhr, Keine Kommentare

Urlaub im Land von Pasta, Pizza und Cappuccino. Ohne Autoschlüssel. Ohne Tankkarte.Alles, was Jette besitzt, sind fünfzig Euro. Sie sitzt am Gardasee fest und obendrein sitzt Daniel ihr ständig im Nacken. Sie hadert mit der Situation. Schlimmer hätte es sie nicht treffen können.Als sie eine E-Mail erhält, die Erinnerungen weckt und sie an ihrem Lebensentwurf und ihrer Beziehung zweifeln lässt, trifft sie eine Entscheidung. Doch der Weg in ein besseres Leben ist wie ein Minenfeld und die Zukunft ungewiss. Die Gefahr lauert an jeder Ecke. Sie weiß, dass jeder Schritt ihr letzter sein könnte.HINWEIS:Auf LeserInnen, die Erfahrungen mit physischer oder psychischer Gewalt in der Ehe oder Beziehung gemacht haben, könnten einige Szenen des Buches verstörend wirken.

Meine Meinung dazu:

Das ist mein zweites Buch der Autorin, das ich gelesen habe.

Was stellt man sich unter Kryptonit in Verbindung mit Stahlketten und dem Wort Seelenschmerz vor, wie es auf dem Cover zu sehen ist? Wenn ein Mensch auf ein nicht existentes Material zurück greift, um sich auszudrücken, um zu sagen, „Du bist mein Kryptonit“, dann ist es ein Zeichen für mich, wie gefährlich es für die Person sein muss, auf echte Gefühle oder Zustände hinzuweisen. So, wie für die Protagonistin Jette im Roman. Die Ketten, die sie umgeben sind auf der einen Seite ihre eigenen, die sie nicht aufzugeben bereit ist, jedenfalls noch nicht. Auf der anderen Seite sind es die Ketten ihres Freundes Daniel, der sie mit aller Macht an sich binden will. Wenn das mal keinen Seelenschmerz verursacht.

Gefangen in ihren eigenen Maßstäben und Werten, die sie ausmachen, gefangen in einer giftigen Beziehung. Jette will sich befreien, das heißt aber auch, dass sie über ihre eigenen Schatten springen muss. Und das Wort „muss“ ist in diesem Fall, wie auch sonst im Leben nicht wirklich hilfreich, wie sie lernt, erst das „wollen“ ist es, das ihr weiterhelfen wird. Doch ich greife vor.

Jette ist mit Daniel schon lange zusammen, der alleine hilflos wirkt, sein Leben nicht in den Griff bekommt. Da ist er bei ihr an der richtigen Stelle. Denn sie hat ein ausgeprägtes Helfersyndrom, dass sie nicht einfach abschalten kann. Das kann gut gehen, wenn nicht ausgerechnet er sie langsam und allmählich in ein privates Gefängnis einwebt. Daniel ist ein Stalker übelster Sorte. Dass die Polizei erst seit kurzem eingreifen kann, bevor etwas schlimmes passiert, hilft nicht immer. So auch bei Jette. Ihr ist durchaus bewusst, dass es so nicht weitergehen kann.

Die Autorin beschreibt nun in abwechselnden Zeiteschienen, wie Jette in Italien an einem wunderschönen Ort festhängt, sich aber von Daniel beginnt zu trennen. Auslöser ist eine E-Mail von einer Person, in die sie sich während eines Aufenthalts in einer Klinik verliebt hat. Damals war die Kraft sich zu lösen noch nicht stark genug. Das ist also die zweite Zeitschiene in dem Roman; hier schildert Anna Vaal, wie Jette, verzweifelt darum bemühlt sich helfen zu lassen, ihr Kryptonit findet.

Man hofft, man bangt, man schreit Jette zu, lauf weg, pack deine Sachen und noch viel mehr. Doch so einfach ist das nicht, wenn da ein Mensch ist, der zu allem bereit ist, dich zu zerstören, dich bedrängt und wirklich alles kontrolliert und dazu noch seinem eigenen Helfersyndrom unterliegt. Es ist kaum vorstellbar, was Daniel alles anstellt, um Jette zu verfolgen. Und er schafft es immer wieder. Viele, vor allem Frauen, wissen sehr wohl, wie schwierig es ist, von so einem Kerl loszukommen. Der Wunsch, dass er sich ändert, dass man das schon hinbekommt, ist allgegenwärtig. Immerzu liest man davon in den Medien.

Doch nicht nur diese Person, in die Jette verliebt ist, will ihr beistehen, auch ihre Chefin, der sich Jette anvertraut, versucht alles, um sie aus diesem Leben rauszuholen. Der Preis allerdings ist hoch. Dadurch, dass Daniel mit aller Kraft ihr Dasein zerstören will, muss sie alle Brücken abbrechen. Ihren Job, ihren Namen, ihre Wohnung, einfach alles, nur, damit er sie nie wieder ausfindig machen kann. Ob sie den Mut hat, das wirklich zu wollen? Es durchziehen, gemeinsam mit ihrer Liebe?

Packend geschrieben, ich blieb einfach dran. Ich wünschte Jette so sehr, dass sie es mit der Hilfe, die sie bekommt, wirklich schafft. Ein Freund arbeitet in der Forensik, daher weiß ich, was für Persönlichkeiten anderen Menschen wahrlich antun können. Wie es endet, das könnt ihr selbst nachlesen.



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