Thronfall
Von Axel Simon stammt THRONFALL, ein Kriminalfall, der sich wieder lange vor unserer Zeit abspielt.
Tatsächliche Begebenheiten und Fiktion geben sich die Hand, es startet im Januar 1889. Wieder spielen die Helden Landow und Orsini sowie ihre Freunde und Bekannten eine große Rolle. Landow mit seiner Herzensdame Elba Runge, die bei der Polizei arbeitet, haben einiges durchzustehen. Noch dazu sind Politik, Kaiser und Terroristen bereit, vieles in ihre Waagschalen zu schmeißen, um ihre jeweiligen Positionen zu festigen. Intrigen sind das Mittel der Wahl, Leidenschaften, Neid, Missgunst und all die übrigen negativen Gefühle spielen wie immer eine große Rolle.
Der Aufbau des Buches mag manchen verwirren; geht es im ersten Abschnitt um Terrorismus und die noch verbotene SPD, steht im zweiten Abschnitt die Reise des jungen Kaisers im Mittelpunkt. Am Ende führen wie immer alle Fäden zusammen, ungewöhnlich ist es aber schon. Die Weltausstellung in Paris spielt ebenso eine Rolle wie die Kodak No 1. Historisch gesehen und für die Geschichte ist die Handhabung dieser Kamera außerordentlich wichtig. Weiterhin sind für die Geschichte ein Heiratsschwindler, Spielzeugfabriken, Spielzeugkreisel, Spione, ein geheimnisvolles Notizbuch voller Codes, ein Affe und ein sehr heißer Sommer wichtige Zutaten.
Vielleicht ist es zu viel des Guten, denn erstens vergisst doch unser Held tatsächlich einer heißen Spur nachzugehen und zweitens wird die Entwicklungszeit für die Bilder der Kamera in mindestens einem Fall zu sehr verkürzt. Das trübt für mich den Lesespaß. Außerdem zieht sich die Geschichte über ein dreiviertel Jahr. Das mag der Zeit, in der sich der Kriminalroman abspielt geschuldet sein, manches liest sich aber doch sehr langatmig.
Landow vermutet Terroristen, die es auf den Kaiser abgesehen haben und wird zur Überprüfung dessen auch von seinem Kontakt bei der Polizei eingespannt, ob sich da wirklich etwas tut. Denn Sprengungen und seltsame Schreiben weisen auf eine Zuspitzung der Situation hin. Der beste Freund des Kaisers spielt wohl falsch, genauso wie ein Heiratsschwindler, den es in echter Liebe zu einer Spielzeugfabrikantenwitwe hinzieht. Elba Runge hingegen zieht es plötzlich zur SPD, was Landow in eine ernste Krise samt Alkoholproblem führt. Orsini kommt auf den Affen, dessen Besitzer während einer konspirativen Aktion zu Tode kommt, an dem Landow und Orisni schuld sind.
Und der Kaiser? Dem gefällt es, dass er in diesem schrecklich heißen Sommer mit seinen besten Freunden in See stechen kann und Richtung Norden unterwegs ist. Nicht ahnend, was da alles um ihn herum geschieht. Ein historischer Kriminalroman mit vielen interessanten Einblicken, auch und gerade darauf, was zu dieser Zeit an Entwicklungen für Wirtschaft und Wissenschaft wichtig sein mag. Trotzdem fühlt er sich für mich zu vollgepackt an.