99 Fragen an den Tod
Prof. Dr. Claudia Bausewein und Rainer Simader haben das für mich wichtigste Sachbuch dieser Zeit verfasst: 99 Fragen an den Tod – Leitfaden für ein gutes Lebensende. In neun Kapiteln werden die Fragen samt hilfreichen Adressen und einem Glossar wichtiger medizinischer Begriffe so gut es eben geht beantwortet und und erläutert. Dass auch sie nicht alles wissen, wird oftmals betont. Die Fragen zum Lebensende werden von verschiedenen Seiten angegangen. Welche Fragen haben die Angehörigen, Freunde, Bekannte, welche die Betroffenen selbst, wie gehen Kinder damit um?
Die wichtigste Essenz daraus lautet für mich: Ehrlichkeit. Auch gegenüber Kindern und Jugendlichen. Der kranke oder einfach nur alte Mensch spürt, wie auch die jungen Angehörigen, wenn wir nur herum schwafeln und uns nicht trauen, der Wahrheit ins Gesicht zu schauen. Was ist gut für die sterbende Person, was für die, die sich kümmern, sorgen, mitleiden?
Es ist gar nicht so einfach an das Thema heranzugehen, das habe ich selbst gemerkt. Obwohl, wie die Autoren festgestellt haben, wir, je älter wir werden, immer öfter damit konfrontiert werden. Loslassen, den Willen der gehenden Person respektieren, sich selbst zurücknehmen und dabei nicht stark sein zu müssen, sich nicht zu sehr verausgaben, auch an sich selbst zu denken; wenn man mittendrin steckt, sieht man all das meist nicht. Daher ist es hilfreich, sich vorab Gedanken zu machen.
Dieses Buch ist für den gesamten deutschsprachigen Raum gedacht, also Deutschland, Österreich und die Schweiz. Dabei werden immer auch die entsprechenden Regelungen erwähnt, die jeweils gelten. Ob es sich um Wiederbelebung, Patientenverfügung oder Vollmachten handelt. Einfühlsam tastet sich das Autorenteam dem Ende vor und auch der Zeit danach. Wir haben inzwischen sehr viele Möglichkeiten, allen betroffenen Personen Hilfestellungen zu geben, Kontaktadressen und viele kleine Hilfsleistungen werden angesprochen, Kollegen kommen ebenfalls zu Wort.
Es ist das erste Buch, das ich lese, welches den Genderstern benutzt. Ich habe bei mir festgestellt, dass ich tatsächlich das für mich Geltende lese und zum Beispiel die männliche Schreibweise überlese. Zum Teil hätte man das sicher noch einfacher machen können, aber Sprache ist immer im Fluss, wer weiß, wie es in fünf Jahren überarbeitet wird.