Schweige Still
Michael Robotham ist ein überaus
versierter Autor, dessen Romane in vielen Sprachen übersetzt wurden,
auch Verfilmungen gab es bereits. In „Schweige Still“ führt er
nun zwei weitere Protagonisten ein, neben vielen anderen, die er für
eine neue Reihe vorgesehen hat.
Da ist zunächst Cyrus Haven. Ein traumatisierter junger Mann, der aufgrund seiner Erfahrung Psychologie studierte und die Polizei bei der Aufklärung von Verbrechen hilft. Er ist ein wenig eigentümlich, wohnt in einem völlig heruntergekommenen Haus, dass er sich eigentlich nicht leisten kann. Außerdem benutzt er kein Smartphone sondern lässt sich ganz altmodisch mithilfe eines Pagers anfunken, um dann gegebenenfalls zurückzurufen. Es ist ein einfühlsamer Charakter, der Menschen schnell zu durchschauen vermag, aber auch nicht immer.
Er lernt Evie Cormac kennen, ebenfalls
eine zutiefst traumatisierte Person, noch sehr jung, wohl keine
achtzehn Jahre alt. So genau weiß das aber keiner. Sie kann
angeblich jeden beim Lügen erwischen. Das war und ist eine
Überlebensstrategie von ihr. Ob sie diese Begabung von Geburt an hat
oder durch ihre negativen Erfahrungen in jungen Jahren, werden wir
abwarten müssen.
Gut gefallen hat mir bei diesem
Psychothriller, dass der Autor den Figuren erlaubt, Fehler zu machen.
Und das nicht zu knapp. Hier passt eben nicht gleich alles zusammen,
greifen die Protagonisten oft daneben und sind dadurch für
Vorgesetzte beziehungsweise Vormund nicht eben leicht zu händeln.
Der eigentliche Plot des Falles gerät
da zunächst in den Hintergrund. Eine aufstrebende Eiskunstläuferin
wird ermordet. Jodie ist in der Schule der Star, gut aussehend,
fleißig, eine liebe Freundin. Trainiert wird sie von ihrem Onkel.
Die Familien stehen zusammen, doch der Sport ist auch teuer. Es gibt
eine Schwester und einen Cousin, die immer zurückstecken müssen,
angeblich ist das kein Problem. Cyrus soll helfen, Licht in die
Familienverhältnisse zu bekommen. Hat Jodie wirklich keine Drogen
genommen? Gab es da wirklich keinen obskuren Freund?
Gleichzeitig wird Cyrus von einem
ehemaligen Freund gebeten, Evie zu begutachten, die für Volljährig
erklärt werden möchte. Denn sie wurde aufgefunden, und zwar unter
wirklich grausamen Umständen. Keiner weiß, woher sie kommt, keiner
vermisst sie. Und sie traut keinem. Aus Pflegefamilien ist sie
entweder geflüchtet oder hinausgeworfen. So landet sie in einer
Anstalt, bei der sie mit vielen sehr leidenden anderen jungen
Menschen zusammenleben muss, das tut ihr nicht gut. Probeweise kann
Cyrus für sie sorgen und so wird sie unfreiwillig in den Mordfall
mit hineingezogen.
Interessante Fallstudien, gut
entwickelte Persönlichkeiten. Das Grauen, das Cyrus und Evie in
jungen Jahren erlebt haben, bekommen wir scheibchenweise serviert.
Für schwache Nerven ist das nun wirklich nichts.Wie sie das bisher
geschafft haben zu überleben, lässt einen an die Kraft der
Resilienz glauben. Manches scheint ein wenig zu viel zu sein und ich
bin gespannt, ob das funktionieren kann, mit den Beiden. Auf jeden
Fall ein Lesegenuss für die Leserschaft, die diese Art von Thrillern
mag.
Es gibt sicher eine Fülle von Einträgen im Netz, hier soll nur der Wikipediaeintrag zum schnellen Einlesen reichen: https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Robotham