Ein Tod ist nicht genug
Was für Familienverhältnisse, was für
eine Welt, die sich da in Peter Swansons „Ein Tod ist nicht genug“
auftut. In diesem Thriller sind Prägung, das Vorleben von, in
unserer Gesellschaft falschem, Sexualleben und genetische Veranlagung
verhängnisvolle Begleiter.
Ein wirklich sehr netter junger Mann,
Harry, erfährt, dass sein Vater, Bill, von einer Klippe gestürzt
ist. Bill ist ein absoluter Liebhaber alter Bücher, Erstausgaben,
Sammlerstücke. Schon in seinem ersten Laden wird es viel zu voll,
überall liegen die guten Stücke herum. Vor allem Kriminalromane
haben es ihm angetan, er schenkt seinem Sohn immer wieder Ausgaben
alter Schinken. Nach dem viel zu frühen Tod von Harrys Mutter ziehen
sie an die Küste, in einen kleinen Ort in Maine.
Ja, diese Orte
an der Küste haben es schon anderen Autoren angetan, vor allem
meinem liebsten Horrorautor Stephen King. Und bei einigen
überraschenden Wendungen und Beschreibungen komme ich nicht umhin,
an genau diesen Horror zu denken.
Harry muss sich nun um seine
Stiefmutter, Alice, kümmern. Sie ist wesentlich jünger als sein
Vater und trauert unendlich um ihn. So scheint es jedenfalls. Ganz
geheuer ist Harry die Situation nicht. Gerade erst hat er sein
Studium beendet, statt der Unifeier gibt es nun eine Trauerfeier.
Sein bester Freund lässt ihn zwar nicht im Stich, aber reden ist das
Letzte, was er will. Auch in dem kleinen Ort hat sein Vater einen
Laden gemietet, in dem er seine Bücher verkauft. Und so, wie er in
der großen Stadt eine Hilfe hatte, so hilft ihm auch hier ein
Rentner im Laden. Aber auch jetzt wird Harry gebeten, sich zumindest
etwas einzubringen.
Abgelenkt wird die kleine Familie durch die
Ermittlungen der Polizei, denn es war wohl tatsächlich Mord. Aber
warum? Warum wollte jemand einen friedfertigen älteren Herren, der
ohne Schulden und sonstiger Geheimnisse lebt, ausgerechnet ihn, aus
dem Weg haben?
In der Tat kommt nun eine Junge Frau ins Spiel, die
sich verdächtig macht, weil sie am Haus von Alice vorbei streicht,
bei der Beerdigung gesichtet wird und dann auch noch im Laden um
einen Job bittet. Harry lädt sie kurzerhand zu einem Drink ein, um
Näheres zu erfahren. Ja, sie hatte wohl ein Verhältnis mit seinem
Vater. Doch Alice soll von all dem nichts gewusst haben. Bevor Harry
mit der Unbekannten zur Polizei gehen will, findet er sie tot auf.
Was wird hier gespielt?
In Rückblenden erleben wir die
Jugendjahre von Alice mit. Deren Mutter erlangt eine Abfindung, durch
die sie unabhängig wird und endlich für sich und ihre Tochter eine
schöne Unterkunft am Meer mieten kann. Kurz darauf lernt die Mutter
einen Mann kennen und lieben, es wird bald geheiratet und Alice
bekommt einen wesentlich älteren Stiefvater. Das Familienleben wird
nur getrübt von der Alkoholsucht der Mutter. Sie stirbt am Abend
einer Schulabschiedsfeier für ihre Tochter.
Alice bleibt bei
ihrem Stiefvater, was nicht allen Mitbürgern in dem kleinen Ort
gefällt. Die Hintergründe, die wir Seite um Seite erfahren, lässt
einen erschüttert zurück. Alice verliert nicht nur ihre Mutter,
sondern auch noch ihre beste Freundin Gina bei einem Schwimmunfall.
Und immer bekommt man den Eindruck, dass es sich nur um unterlassene
Hilfeleistung handelt. Was verbergen die einzelnen Protagonisten nur
vor Harry? Warum musste sein Vater tatsächlich sterben? Doch nicht,
weil er eine kleine Geschichte nebenher hatte? Oder etwa
doch?
Kompliziert wird es so richtig, als die Schwester der toten
jungen Frau auftaucht, die den Leichnam nach Hause überführen soll.
Doch der Autor hat die verschiedenen Stränge sehr gut im Griff und
lässt einen eine Offenbarung nach der anderen erleben. Die
Schockmomente kommen immer schneller und greifbarer die Lösung. Und
das Ende? Ob es wirklich ein gutes ist, lässt sich schwer ermessen,
es liegt wohl in der Logik eines jeden Lesers.
Man meint, dass
diese Geschichte dahinplätschert, wie ein Wasserfall, der über
Steine und quer gelegte Stämme fließt, Kurven meistert, um dann
immer schneller zu werden. Es hat wirklich etwas von King, als ob er
Swanson über die Schulter geschaut hat, um ihm den ein oder anderen
Anstoß von Grausamkeiten gegeben hätte.
Schnell und gut zu
lesen, wie geschaffen für heiße Tage mit einem Krug voll kühlem
Wasser.
Mehr von ihm und seinen Büchern findet man im Netz.