The Dry
Wer schon einmal in Australien war,
kennt die Wetterextreme, die zwischen lang anhaltender Dürre und
Wassermassen von oben schwanken können. Unsere Geschichte von Jane
Harper spielt während einer gewaltigen Dürreperiode. Hier erschien
ihr Thriller unter dem Namen The Dry, bekannt ist er auch unter
„Hitze“. Beides trifft zu, beides ist extrem gefährlich. Ein
Funke, starker Wind, und alles ist dahin. Wie wir nun leider auch im
letzten Winter erfahren mussten.
Der Thriller von Harper erinnert
mich an viele bereits veröffentlichte Werke und Filme, eine Mischung
aus Road Movie, Western und natürlich auch Liebesromane. Und doch
oder gerade deshalb birgt der Thriller viele Überraschungen und
Wendungen. Der Schreibstil und die gute Übersetzung lassen diesen
Roman einen nicht aus der Hand legen. Immer wieder wird durch
Rückblenden in die Vergangenheit ein weiterer Faden aufgenommen und
mit den bisherigen verwoben.
Der Protagonist Aaron Falk geht einen
schweren Weg. Er kommt nach langen Jahren nach Hause, um seinen
besten Freund Luke und dessen Familie zu beerdigen. Angeblich soll
dieser seine Familie auf der eigenen Farm umgebracht haben. Die
Eltern von Luke glauben das aber nicht und bitten Aaron darum, mal
nachzuprüfen, ob da nicht noch mehr dahinter steckt. Und so bleibt
Aaron in dieser gottverlassenen Ödnis, in der die Kinder in der
Schule Bilder von verdorrter Erde und magerem Vieh an die Wand
pinnen.
Der zuständige Polizist vor Ort, Raco, erlaubt ihm
schließlich mit zu ermitteln. Denn Aaron selbst ist auch Polizist,
allerdings eher im Büro tätig. Er geht der Spur des Geldes nach,
wie er so schön treffend sagt. Allerdings schlagen Aaron von
verschiedener Seite Hass und Gewalt des kleinen Ortes entgegen. Denn
es hat seinen Grund, warum Aaron seit über 20 Jahren nicht mehr in
seiner Heimat war.
Sie waren zu viert, in der Kindheit. Verloren
sich zeitweise aus den Augen, fanden sich wieder, als sie älter
wurden. Luke, Aaron, Ellie und Gretchen. Luke wuchs bei liebevollen
Eltern auf, Aaron war oft bei ihm, er wiederum wuchs ohne Mutter auf,
die Ma von Luke füllte diese Lüke. Ellie hingegen war mit ihrem Pa
alleine, nur ein Cousin lebte mit auf der Farm, ihre Mutter ließ sie
früh im Stich. Von Gretchen erfahren wir nicht so viel. In ihren
Teenager-Jahren passierte es dann. Ellie wird tot aufgefunden, sie
soll ertrunken sein. Ein Zettel weist entweder auf Aaron selbst oder
dessen Vater als schuldigen an ihrem Tod. Sie werden regelrecht aus
der Stadt verjagt und kommen nicht wieder.
Die Geschichten rund um
die Freunde lassen bereits Vermutungen zu, was denn nun passiert sein
könnte. Aaron und Raco gehen noch der kleinsten Spur nach; Schulden,
Eifersucht, die üblichen Gründe, warum ein Vater seine Familie
umbringen sollte. Doch eines macht von Anfang an stutzig: das Baby
Charlotte überlebt den Wahnsinn. Warum? Die beiden Polizisten finden
heraus, dass der Ablauf der Tat unmöglich auf Luke als Mörder
hinweist. Nun wird jeder noch so kleine Stein umgedreht. War
irgendetwas mit Billy, dem kleinen Sohn? Was ist mit Karen, der
Ehefrau von Luke? Und über all dem lastet die Hitze, die Dürre und
die fiesen kleinen Seitenhiebe der Familie und deren Freunde von
Ellie. Sie sind fest davon überzeugt, dass Aaron Ellie getötet hat
und wollen ihn loswerden.
Hat das Gestern mit dem Heute zu tun?
Immer enger wird es für Aaron, der auch in Gretchen, der letzten
Freundin aus Jugendtagen, nicht nur Gutes sieht. Die Entfernungen
zwischen den Farmen, deren Häuser dennoch an den Grenzen fast
zusammenprallen scheinen, das Flirren der Hitze, es ist spürbar und
zerrt an den Polizisten, die erst spät um Unterstützung aus der
nächst größeren Stadt bitten. Wird es dafür zu spät sein, als
sie merken, wie die Sachlage zu eskalieren scheint?
Ein spannendes
Erstlingswerk, den man am besten bei einem eisgekühlten Getränk
genießen sollte.
Mit ihrem Werk «Hitze» gewann sie neben
zahlreichen anderen Preisen auch den wichtigsten britischen
Krimipreis, den «Gold Dagger». «Hitze» schaffte es auf Platz 1
der Bestsellerliste der Times. Auch wurde sie mit dem Prix Polar für
den besten internationalen Thriller ausgezeichnet.