Tyll
Wer bin ich schon, eine Rezension über
ein Buch zu schreiben, das längst berühmt, vielfach zitiert und
beschrieben ist. Es handelt sich um „Tyll“ von Daniel Kehlmann.
Über den Autor findet sich genug im Netz, schließlich ist es nicht
sein erstes bekanntes Buch. Daher werde ich nicht exemplarisch eine
Seite nennen.
Tyll, diese Figur, die an den berühmten Sohn eines
berühmten Stückes erinnert, wird hier doch völlig anders
dargestellt. Er lebt in einer Zeit voller Kriege, Hexenjagden, Lug
und Trug, falschen Glaubensgestalten, Unwissenheit, Krankheit und
Verderbtheit. Also eigentlich wie immer und doch ohne die Technik von
heute. Denn schließlich spielt es in der Zeit des Dreißigjährigen
Krieges.Gestern wie heute wissen wir aber, auch dass anerkannte
Wissenschaft nicht immer hilft, falschem Glauben oder Verschwörungen
trotz allem hinterherzurennen.
Der Vater von Tyll, ein Müller,
der eigentlich Wissen anhäufen will, die Welt erklären und
verstehen lernen will. Der viele Experimente durchführt und sich
seiner Familie immer mehr entfremdet. Der durch Zufall und
ausgerechnet mit Tylls nicht beabsichtigter Hilfe verurteilt wird und
stirbt. Ausgerechnet er, der doch nur Antworten wollte und wie so
viele mit Magie arbeitete wird als Hexer enden. Doch man sieht sich,
und das zieht sich durch das Leben von Tyll, mindestens zweimal im
Leben. Und trifft irgendwann die Richter seines Vaters wieder.
Aber
ich greife vor. Tyll flieht mit der Bäckerstochter Nele, die sich
ebenfalls vom Leben etwas anderes erhofft hat. Nun folgen wir den
Beiden, wie sie ihre ersten Erfahrungen als Vagabunden machen. Tyll
hat schon früh mit Seiltanz und anderen Kunststücken geübt, Nele
tanzt sich in die Herzen der Menschen. Natürlich erleben sie viele
Abenteuer, bis sich irgendwann ihre Wege trennen werden.
Historische
Figuren wie Könige und solche, die es werden wollen oder bleiben,
Machtmenschen und Strategen, sie alle kreuzen immer wieder die Wege
von Tyll und seinen Mitstreitern. Tyll kann sich verstellen,
provoziert vor allem die einfachen Leute aber auch die
Höhergestellten, wie es ihm gefällt. Und kommt immer wieder auf die
Füße, auch nach kniffligen Situationen. Für ihn gilt die Regel:
Sterben können die Anderen, ich nicht.
Der Autor springt in der
Zeit vor und zurück, mal in größeren Schritten, nur um dann wieder
einen Lupfer zur Seite zu machen. Einfach macht es das Lesen nicht,
manche Zusammenhänge werden erst spät erkennbar. Jedenfalls für
mich. Und bei all diesen Zeitsprüngen kommt es mir dann doch einmal
vor, als hätte sich Kehlmann vertan oder ich nicht richtig
aufgepasst. Das Alter eines Weggefährten will nicht so recht in die
Zeitlinie passen oder Tyll ist doch jünger als ich dachte, dass er
zu einem gewissen Zeitpunkt war. Ihr seht, es ist gar nicht so
einfach. Doch will ich als Leserin wirklich eine Zeitlinie aufmalen,
um zu sehen, ob das alles so passt, wie es dargestellt wird? Nein,
habe ich beschlossen, das lasse ich.
Die meist derbe Sprache, die
einfachen Sätze, die Vielfalt der Schauplätze und fast
unüberblickbare Anzahl an Protagonisten, es macht trotz allem Spaß,
dem zu folgen. Doch am schönsten finde ich persönlich die
allerletzte Seite, die letzten Sätze, die mir ein Lächeln ins
Gesicht zaubern.
Über den Roman findet sich, noch viel besser
beschrieben, im Netz folgende Seite:
https://de.wikipedia.org/wiki/Tyll_%28Roman%29